Expansion in Asien-Pazifik: 5 Strategien für den Mittelstand
- Friedhelm Best
- 18. Dez. 2024
- 3 Min. Lesezeit

Als Interim-Manager mit jahrelanger Erfahrung in der Unterstützung des deutschen Mittelstands in der Bewältigung komplexer und internationaler Expansionen, sehe ich oft, dass Asien-Pazifik (APAC) als vorrangige Wachstumsregion sich entwickelt. Die Vielfalt und Dynamik dieser Region bieten enorme Chancen, jedoch erfordert ein erfolgreicher Markteintritt sorgfältige Planung und strategische Entscheidungen. In diesem Beitrag teile ich Einblicke in fünf Strategien für den Markteintritt – von Partnerschaften bis hin zu regionalem Hub – sowie deren Vor- und Nachteile. Am Ende werde ich den vielversprechendsten Ansatz für ein Mittelstandsunternehmen empfehlen, das erstmals in den APAC-Markt eintreten möchte.
1. Gründung einer Repräsentanz
Vorteile:
Günstiger Einstieg, um das Marktpotenzial zu testen und eine lokale Präsenz aufzubauen.
Ermöglicht den Aufbau von Beziehungen zu lokalen Entscheidern und das Verständnis der Marktdynamik.
Relativ einfache regulatorische Anforderungen im Vergleich zu einer umfassenden Niederlassung.
Nachteile:
Beschränkt auf nicht bezahlbaren Aktivitäten (z. B. Vertrieb, Marketing, Geschäftsentwicklung).
Erlaubt keine direkten Verkäufe oder kommerziellen Transaktionen, sondern nur unterstützende Aktivitäten.
Erfordert eine spätere Umfirmierung auf eine größere Struktur für eine vollständige Niederlassung.
Beispiel:
Deutsche Unternehmen, die neue Märkte wie Malaysia erschließen möchten, beginnen oft mit einer Repräsentanz, um die Kundenanforderungen zu ermitteln und die Markenbekanntheit aufzubauen, bevor sie die Aktivitäten ausweiten, etwa in eine Zweigstelle.
2. Joint Venture (JV) mit lokalen Partnern
Vorteile:
Zugang zu etablierten, lokalen Netzwerken und Kundenkreisen.
Gemeinsame Kosten- und Risiken-Aufteilung zwischen den Partnern.
Wissen des Partners über lokale Vorschriften, Geschäftspraktiken und Markt.
Nachteile:
Mögliche Konflikte in den Geschäftszielen und Geschäftspraktiken.
Eingeschränkte Kontrolle über die Geschäftsabläufe.
Risiko der Offenlegung von geistigem Eigentum (IP).
Beispiel:
Ingenieurbüros gehen häufig Partnerschaften mit lokalen Herstellern in Indien ein, um deren Produktionskapazitäten zu nutzen und gleichzeitig die Einhaltung der indischen Vorschriften zu gewährleisten. Dies ist besonders im Projektgeschäft sehr verbreitet.
3. Gründung einer eigenen Tochtergesellschaft
Vorteile:
Volle Kontrolle über Betrieb, Marke und Entscheidungsprozesse.
Stärkere Markenidentität und Sicherstellung der Produktqualität.
Potenzial für höhere Gewinnmargen auf lange Sicht.
Nachteile:
Hohe Anfangskosten für Einrichtung, Personalbeschaffung und Prozesse.
Längere Vorlaufzeiten und Lernkurve, um den Betrieb aufzubauen.
Erfordert umfassende Kenntnisse des lokalen Marktes.
Beispiel:
Ein deutscher Automobilzulieferer, der ein Produktionswerk im wachsenden Automobilsektor Vietnams gründet, um regionale Original Equipment Manufacturer (OEMs) direkt zu beliefern.
4. Nutzung Regional Hub als Sprungbrett
Vorteile:
Strategischer Zugang zu mehreren APAC-Märkten.
Wirtschaftsfreundliche Standorte wie Singapur und Hongkong mit robusten
Rechtssystemen und Infrastruktur.
Effiziente Steuerstrukturen und Investitionsanreize für ausländische Unternehmen.
Nachteile:
Höhere Betriebskosten im Vergleich zu einigen anderen APAC-Ländern.
Eingeschränkter Zugang zu spezifischen lokalen Märkten, die eine direkte Präsenz im jeweiligen Land erfordern
Beispiel:
Über 2.200 deutsche Unternehmen haben eine Niederlassung in Singapur. Viele richten dort ihre APAC-Zentrale ein, um als Hub für die Kunden in Südostasien sowie in Ländern wie Südkorea, Japan, Indien und Australien zu bedienen.
5. Fusionen und Übernahmen (M&A)
Vorteile:
Sofortiger Zugang zu einem etablierten Kundenstamm, einer Marktpräsenz und einer operativen Organisation.
Möglichkeit, lokale Talente und Expertise zu gewinnen.
Schnellerer Markteintritt im Vergleich zu organischen Wachstumsstrategien.
Nachteile:
Hohe Anfangskosten und potenzielle Überbewertung der Zielunternehmen.
Komplexe Integrationsprozesse und mögliche kulturelle Konflikte.
Erfordert eine gründliche Due-Diligence-Prüfung, um versteckte Verbindlichkeiten zu vermeiden.
Beispiel:
Deutsche Pharmaunternehmen übernehmen häufig lokale Firmen in Japan oder Australien, um von deren regulatorischen Zulassungen und Vertriebsnetzen zu profitieren und so sofortigen Zugang zu diesen etablierten Märkten zu erhalten.

Die vielversprechendste Markteintrittsstrategie
Für ein mittelständisches Unternehmen ohne vorherige Niederlassung in Asien-Pazifik empfehle ich eine Strategie, die einen Regional Hub mit dem Aufbau strategischer Partnerschaften kombiniert. Hier ist der Grund:
Vorteile eines regionalen Hubs: Durch die Ansiedlung in einem wirtschaftsfreundlichen Standort wie Singapur kann Ihr Unternehmen von effizienten Prozessen, einer erstklassigen Infrastruktur und einem Pool an qualifizierten Arbeitskräften profitieren. Die strategische Lage Singapurs ermöglicht eine einfache Expansion in benachbarte Märkte wie Malaysia, Indonesien und die Philippinen.
Strategische Partnerschaften: Die Zusammenarbeit mit etablierten lokalen oder internationalen Unternehmen in Ländern außerhalb Singapurs ermöglicht es Ihnen, komplementäre Stärken zu nutzen, z. B. den Zugang zu neuen Vertriebskanälen, gemeinsame Technologien oder lokales Know-how. Dieser Ansatz minimiert Risiken und Kosten, und schafft gleichzeitig einen Eintritt in diese Märkte.
Praxisbeispiel:
Ein deutsches Unternehmen für industrielle Automatisierung richtete sein regionales Headquarter in Singapur ein, um den Vertrieb, die Logistik und den Kundenservice in Südostasien zu steuern. Gleichzeitig nutzte es den Hub für die Elektronikproduktion und untersuchte weitere Produktionsmöglichkeiten in Märkten wie Vietnam und Indonesien.
Schlussbetrachtung
Für die Expansion in APAC gibt es kein universelles Konzept. Jede Strategie hat ihre Stärken, und der beste Ansatz hängt von den Ressourcen Ihres Unternehmens, der Branche und den langfristigen Zielen ab. Für Markteinsteiger bietet ein regionaler Hub in Kombination mit verlässlichen Regularien eine solide Basis für nachhaltiges Wachstum. Ein Interim-Manager vor Ort kann Sie in der Anfangsphase einer lokalen Organisation unterstützen.
Wenn Sie Ihren APAC-Markteintritt planen, teile ich gerne weitere Erfahrungen oder spezifische Herausforderungen, denen Sie in der Aufbauphase begegnen könnten. Lassen Sie uns Ihre Expansion zu einer Erfolgsgeschichte machen!